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Anika Geiger
12.10.2024 10:00

Josh Robinson lebt seinen Traum

„Ich würde sagen, dass Bitzi und Jocke zu den zwei oder drei besten Tandems gehören, die ich je als Trainer hatte.“

Josh Robinson übernahm zu Saisonstart die Position des Torwarttrainers bei den WILD WINGS, nachdem er zuletzt drei Jahre für die Löwen Frankfurt unter Vertrag stand. Im Interview spricht der gebürtige US-Amerikaner über seine Familie, die Chemie der Goalies, die Herausforderung der mentalen Belastung und gibt zudem spannende Einblicke in seine Arbeit als Goalie Coach.

Die WILD WINGS haben nun mehrmals in der Overtime gespielt. Würdest du sagen, dass das nicht nur körperlich, sondern auch mental auf Dauer eine größere Belastung für die Jungs ist?

Ja, ich denke, man muss im Gym und im Training ein gewisses Maß an Kondition aufbauen, um sicherzustellen, dass man nicht müde ist, wenn man ins Spiel geht. Und das passiert natürlich automatisch, wenn man in die Verlängerung geht, und im Laufe der Saison summiert sich das alles in Bezug auf die Reisen und die allgemeine körperliche Belastung. Aber ich denke, dass die 3 gegen 3 Verlängerungen eher eine mentale Angelegenheit sind, da man als Torwart mehr Chancen bekommt und die Möglichkeit hat, den einen großen Save zu machen. Man sieht so oft, dass eine Chance auf der einen Seite, die nicht reingeht, in einer Chance auf der anderen Seite mündet. Also es ist schon eine Art größeres Spiel, in dem man als Goalie versucht, die eine große Parade zum richtigen Zeitpunkt für sein Team zu machen.

Also würdest du sagen, dass es insbesondere für den Goalie eine große mentale Belastung ist, da man weiß, dass das nächste Tor das Spiel entscheidet?

Ja, genau!

Worauf kommt es in den kommenden Spielen nun an, um endlich drei Punkte einzufahren?

Was den Torwart betrifft, so ist es einfach die Beständigkeit und Konstanz von Abend zu Abend. Oft ist es die Anzahl der Gegentore, die wir kassieren, die zählt, aber viel öfter ist es das Timing, den einen großen Save zu einem wichtigen Zeitpunkt im Spiel zu machen, der eine Partie eng hält oder uns einen Vorsprung bzw. Rückstand von einem Tor sichert. Das Momentum ist eine so große Sache. Das ist es, was man als Torwart versucht, man versucht immer, jeden Puck zu stoppen, aber wie man weiß, bekommt man nur ein bis drei Shutouts pro Saison. Man ist also sehr selten perfekt, aber es geht einfach um das Timing und die großen Paraden. Und obwohl man eine individuelle Position hat, ist es ein Mannschaftsspiel und man versucht einfach, so viele Pucks wie möglich aus dem Netz zu halten und seinem Team dadurch zu helfen.

Für die beiden Goalies ist es bekanntlich sehr wichtig, eine gute Chemie zu haben und viel miteinander zu reden. Wie würdest du die Chemie zwischen Jocke und Bitzi beschreiben?

Bitzi und Jocke kommen wirklich gut miteinander aus. Ich würde sagen, dass diese beiden zu den zwei oder drei besten Tandems gehören, die ich je als Trainer hatte, und ich denke, das hilft. Man konkurriert in gewisser Weise miteinander, weil nur ein Torwart spielen darf. Aber ich glaube, die besten Jungs sehen das nicht als Wettbewerb an, denn wenn man seinen Partner unterstützt und dieser gut spielt, dann wird er einen auch unterstützen, wenn man im Tor steht. Das braucht man auch, denn wir spielen auf mental sehr anspruchsvollen Positionen, und man braucht die Unterstützung seines Teamkollegen. Er macht das Gleiche durch wie man selbst, wenn man zum Beispiel Gegentore kassiert, große Paraden macht oder Tore zulässt – und alles dazwischen. Man braucht dieses Unterstützungssystem, um jemanden zu haben, der weiß, was man Tag für Tag durchmacht.

Jetzt aber zu dir… Ich habe in den letzten Wochen gesehen, du bist ein absoluter Familienmensch. Hat sich deine Familie gefreut, hierher zu kommen oder ist es schwierig, mit Kindern umzuziehen?

Meine Familie war aufgeregt und begeistert, hierher zu kommen. Das Schwierigste ist vermutlich, dass meine Kinder in Frankfurt eine internationale Schule besucht haben und jetzt beide in einer deutschen Schule sind. Die Sprache zu lernen und diese Barriere zu überwinden, ist nicht so einfach. Aber meine Tochter – sie ist fünf – ist sehr begierig, die Sprache zu lernen. Also abgesehen davon sind wir als Familie sehr glücklich und freuen uns, hier zu sein.

Wie würden dich Familie und Freunde beschreiben?

Ich denke, sie würden sagen, ich bin ein sehr netter Familienmensch. Ich genieße es, zu Hause rumzuhängen und mit meinen Kindern Zeit zu verbringen. Ich bin wahrscheinlich eher der ruhigere Typ und nicht die geselligste Person in großen Gruppen. Aber ich bin ziemlich einfach und genieße es, jeden Tag ins Stadion zu kommen und danach zu Hause bei meiner Familie zu sein.

Gibt es etwas, was du in deinem Leben schon immer mal machen wolltest?

Eigentlich genau das, was ich jetzt gerade im Moment mache…

Das heißt, du lebst deinen Traum?

Ja, das tue ich. Nachdem ich meine Spielerkarriere beendet hatte, beschloss ich, Trainer zu werden, und ich möchte auf dem für mich höchstmöglichen Niveau coachen. Es ist fantastisch, dass wir die Gelegenheit bekommen haben, nach Deutschland zu kommen und das Leben auf dieser Seite zu sehen. Es ist toll für die Kinder, unterschiedliche Kulturen und Sprachen kennenzulernen, wenn sie noch so jung sind. Unser Jüngster wurde in Deutschland, in Frankfurt, geboren, er ist jetzt etwas mehr als ein halbes Jahr alt. Für ihn wird es cool sein, dass er in einem anderen Land geboren wurde, egal ob wir hier oder in den USA sind oder wo auch immer wir später leben werden. Ich denke, dass wir in Bezug auf, wo wir im Moment als Familie stehen, aber auch ich als Trainer, ziemlich glücklich sind. Sicherlich wäre es fantastisch, eines Tages in der NHL zu coachen, aber wir konzentrieren uns nur darauf, wo wir im Moment sind und fühlen uns wirklich sehr wohl in dieser Stadt und diesem Club.

Sehr schön. Was erwartest du dir persönlich von deiner Zeit hier in Schwenningen?

Mein Ziel ist es einfach, die Goalies weiterzuentwickeln und kontinuierlich eine gute Beziehung zu ihnen aufzubauen, damit wir hoffentlich viel Erfolg auf dem Eis haben werden. Der Anfang war wirklich gut, um sich kennenzulernen und zu sehen, wie sie auf dem Eis arbeiten. Sie haben im Gegenzug auch meine Arbeitsweise bzw. Philosophie kennengelernt, was bisher gut angenommen wurde.

Was für eine Art von Coach bist du und was ist dir wichtig im Umgang mit den Spielern?

Ich bin sehr offen und aufgeschlossen. Ich versuche, jeden Spieler individuell zu coachen. Ich kann Jocke und Bitzi nicht auf die gleiche Art und Weise trainieren, denn sie sind zwei sehr unterschiedliche Torhüter, die verschiedene Seiten ihrer Spielweise aufs Eis bringen. Ich versuche, einige der Mentalitäten, die ich in Bezug auf das Lesen des Spiels habe, zu übertragen und ihnen zu ermöglichen, ihre Stärken auszuspielen und ihre Spielweise zu verbessern. Ohne zu sehr ins Detail zu gehen, unterteile ich das Spiel in vier verschiedene Aspekte und wir trainieren die Muster, die während des Spiels auftreten, und erlauben ihnen, so zu spielen, wie sie spielen. Mir ist wichtig, ihr Verständnis für das Lesen des Spiels zu verbessern.

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