„Ich denke, Schwenningen wird gerade zu einem Ort, der viele Spieler anzieht.“
Neuzugang Matt Puempel landet in einer Woche am Neckarursprung. Worauf sich der ehemalige NHL-Spieler am meisten freut, welche Unterschiede er zwischen dem deutschen und amerikanischen Eishockey sieht und wieso er für einen Tag gerne Strafverteidiger wäre, erzählt er im Interview.
Nur noch knapp eine Woche, bis es losgeht. Wie fühlst du dich im Moment?
Ich freue mich darauf, die Stadt zu sehen und die Jungs zu treffen. Ich fliege am Freitag, dem zweiten August, und lande dann am dritten August in Deutschland. Ich freue mich einfach darauf, loszulegen und alle kennenzulernen.
Kennst du schon ein paar der Jungs?
Nein, eigentlich nicht, was in einer kleinen Community wie dem Eishockey irgendwie komisch ist. Aber ich habe bereits gegen ein paar der Jungs gespielt, auch in der NHL. Ich kenne also schon ein paar, allerdings nicht persönlich.
Was erwartest du dir von deiner Zeit in Schwenningen und worauf freust du dich am meisten?
Ich habe mich informiert und viele Leute gefragt, mit denen ich zusammen skate, also drei oder vier Jungs, die in Deutschland spielen, und ein paar deutsche Spieler, die im Sommer hier in Kanada sind. Und sie haben alle sehr positiv über Schwenningen gesprochen und gesagt, dass es eine tolle Gruppe ist und jeder Spaß hat, dort zu spielen. Das war spannend, zu hören. Und ich glaube, ich freue mich am meisten darauf, auf dem Eis konkurrenzfähig zu sein, und angesichts der guten letzten Saison einfach dabei zu helfen, darauf aufzubauen und den gleichen Erfolg wie im letzten Jahr zu haben. Ich möchte mich einfach verbessern und auf jede erdenkliche Weise helfen, das Team besser zu machen. Das ist wirklich aufregend für mich, und natürlich habe ich in Schwenningen schon mit der Gastmannschaft gespielt. Die Fans dort sind großartig, weshalb ich mich darauf freue, nun auf dieser Seite der Fans zu spielen. Es ist generell ein toller Ort, um Eishockey zu spielen.
Du hast es gerade angesprochen… Du warst zuletzt drei Jahre in Augsburg und hast demnach schon öfters in Schwenningen gespielt. Warum war es insbesondere vergangene Saison so schwierig, dort zu spielen?
Wie gesagt, ich denke, es liegt zum einen an den Fans. Der andere Faktor ist wahrscheinlich das kleinere Eis. Der Stil, den sie zu Hause spielen, ist sehr druckvoll auf dem ganzen Eis und wie ich finde ein sehr aufregender Spielstil. Gegen sie zu spielen, macht in dieser Halle keinen Spaß. Darauf freue ich mich auch. Es ist anders, weil niemand sonst in der Liga diesen Heimvorteil nutzen kann. Man hat gesehen, dass Schwenningen im letzten Jahr einen großen Schritt gemacht hat und unter den ersten sechs Mannschaften gelandet ist. Sie sind vor allem im letzten Jahr zu einem respektierten und angesehenen Team herangewachsen, bei dem nun viele Jungs daran interessiert sind, dort zu spielen. Und ich habe das Glück, dort spielen zu können. Ich denke, in der ganzen Liga gibt es immer wieder Orte, an denen die Jungs spielen wollen, und Schwenningen wird gerade zu einem Ort, der viele Spieler anzieht.
Du bist ein sehr erfahrener Spieler. Gibt es dennoch Bereiche, in denen du dich weiterentwickeln möchtest bzw. Ziele, die du verfolgst?
Ich denke, die gibt es immer, ja. Es ist schon komisch, dass man die ganze Zeit spielt, aber wenn man im Sommer auf dem Eis steht, muss man erst wieder in den Rhythmus und in Skatingform kommen. Das ist also etwas, woran man immer arbeiten muss, weil man das sehr schnell verlieren kann. Aber ich denke, im August kommt das alles zusammen. Die Trainingslager in Europa sind etwas länger als in Nordamerika, das bedeutet viel Zeit auf dem Eis und viel Zeit mit den Jungs. Aber ich denke, dass ich mich auch erst wieder daran gewöhnen muss, auf einer kleinen Eisfläche zu spielen. Ansonsten gibt es nichts Spezielles, ich versuche einfach, in allen Bereichen meines Spiels frisch zu bleiben und alles wieder in Bewegung zu bringen, denn nichts ist wie das Eislaufen in der Saison. Man kann den ganzen Sommer über trainieren, aber wenn man dann auf dem Eis steht, den Puck spürt, schießt und all das, dann muss man einfach wieder in den Rhythmus kommen. Und dabei hilft der August sehr.
Was würdest du sagen, sind die größten Unterschiede zwischen amerikanischem und deutschem Eishockey?
Erstens denke ich, dass die deutsche Liga in den letzten 10 bis 15 Jahren weit gekommen ist und nun zu einer der bedeutendsten Ligen in Europa zählt. Somit ist der Wechsel für viele Spieler einfacher. Ich kenne z.B. eine Menge Jungs von hier, die in Deutschland spielen wollen. Der größte Unterschied ist vermutlich, dass man viel mehr Schlittschuhlaufen muss und dass es mehr Struktur gibt. In Schwenningen ist es wieder etwas anders, da man dort eher nordamerikanisch spielen kann, aber im Rest der Liga geht es vor allem darum, viel Forechecking zu betreiben. In Deutschland hat man aufgrund des größeren Eis viel mehr Zeit und Raum, also muss man ein bisschen cleverer spielen, um seine Energie nicht zu verschwenden. Es sind einfach andere Strukturen. Aber das Positive an Schwenningen ist, dass sie letztes Jahr zu Hause sehr gut waren, weil sie gelernt haben, auf dem kleineren Eis zu spielen. Und so ist das nordamerikanische Eishockey auch.
Was war in deiner Karriere dein bislang schönster Moment?
Ich denke, es war wahrscheinlich die Erfahrung, in der NHL zu spielen. Aber auch all die anderen Erfahrungen, die ich durch das Eishockey sammeln konnte und die Leute, die ich kennengelernt habe. Ich habe einige echt gute Freunde gewonnen. Es gab so viele gute Erfahrungen, aber wahrscheinlich ist das erste NHL-Spiel oder das erste NHL-Tor etwas, das viele junge Leute auf der Liste haben und etwas wirklich Aufregendes. Ich hatte das Glück, das erleben zu dürfen.
Was machst du gerne in deiner Freizeit?
Ich gehe gerne Angeln und verbringe gerne Zeit am Wasser. Im Sommer trinke ich gerne ein schönes Glas Rotwein. Es ist schön, im Sommer mit Freunden und der Familie zusammen zu sein. Das mache ich gerne, denn während der Saison ist man so weit weg von zu Hause. Wenn ich mich also mit ihnen treffen kann, um zu grillen oder ähnliche Dinge zu tun, weiß man das mit zunehmendem Alter mehr zu schätzen als in jungen Jahren. Ich bin also ein großer Freundes- und Familienmensch.
Was wärst du geworden oder würdest du machen, wenn du nicht Eishockeyspieler geworden wärst?
Ich habe mich schon immer dafür interessiert, Polizist zu werden oder in der Kriminologie tätig zu sein, also im Bereich krimineller Aktivitäten. Aber natürlich auf der guten Seite [lacht]. Ich denke, Polizeibeamter wäre etwas für mich. Ich weiß, dass in meiner Gegend viele Eishockeyspieler nach der Karriere Polizist werden. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das auch machen werde, aber es wäre schon etwas, das mich interessieren würde.
Mit welchen drei Adjektiven würden dich Freunde und Familie beschreiben?
Ich hoffe, dass ich ein unkomplizierter Typ bin, der versucht, mit allen auszukommen und jedem zu helfen, wo er kann. Und auch in Schwenningen freue ich mich darauf, dem Team und insbesondere den jüngeren Jungs zu helfen. Also ich schätze, sie würden sagen, dass ich einfach ein entspannter Typ bin und immer versuche, eine gute Zeit zu haben.
Mit welcher Person würdest du gerne einmal für einen Tag die Rollen tauschen?
Ich denke, wahrscheinlich irgendeine Art von Anwalt wie z.B. ein Strafverteidiger, der in einen Strafprozess verwickelt ist. Das ist der Teil, der mich am meisten interessiert. Ich schaue viel über Kriminologie und habe mich schon immer für diese Art von Dingen interessiert. Ich kann jetzt aber keinen konkreten Namen nennen.